top of page

Was ist Living Soil?

Aktualisiert: 21. Jan.


Living Soil ist ein spannendes, aber in sich sehr komplexes Thema.

Deshalb versuche ich das Konzept in diesem Artikel möglichst kurz und verständlich zu erklären, sodass auch ein Laie einen groben Überblick bekommen kann und dabei möglichst schnell ein Verständnis für das Konzept entwickelt.

Inhalte:


1. Definition


Beginnen wir mit der Definition: Obwohl sich noch keine allgemeingültige Definition durchgesetzt hat, gibt es bereits eine Vielzahl an gültigen Beschreibungen, folgende verwende ich persönlich:


"Living Soil ist eine Art Bodenökosystem mit einer Vielzahl an nützlichen Mikroben und Organismen. Es ist das Ergebnis nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken, die sich auf die Erhaltung und Verbesserung der natürlichen Artenvielfalt des Bodens konzentrieren. Diese Praktiken unterscheiden sich von traditionellen kommerziellen Landwirtschaftsmethoden, die oft stark auf chemische Düngemittel und Pestizide angewiesen sind, was zu einer Verschlechterung der Bodengesundheit und negativen Auswirkungen auf die Umwelt führt." - Bloomtech.de/LivingSoil


2. Das Konzept Living Soil


Anders als bei der herkömmlichen Pflanzenzucht stützt man sich auf die natürlichen Prozesse im Boden, die der Pflanze die Nährstoffe verfügbar machen. Mit Hilfe von Pilzen, Bakterien und Mikroorganismen werden Nährstoffe der Pflanze zugänglich gemacht. Diese Nährstoffe werden üblicherweise in Form von organischen oder mineralischen Zugaben wie beispielsweise Wurmhumus und Gesteinsmehlen zugeführt. 

In der herkömmlichen Pflanzenzucht hingegen werden mineralische/synthetische Flüssigdünger eingesetzt, die für die Pflanze direkt verfügbar sind und ohne weitere Hilfe aufgenommen werden können. 

Der Begriff Living Soil im Allgemeinen wird jedoch von vielen genutzt, um nicht nur den Aspekt des Bodens in den Fokus zu nehmen, sondern beschreibt oftmals eine Anbaumethode als geschlossenen Kreislauf, ähnlich der Permakultur. 

-> Pflanzen und Tiere wachsen, entziehen hierbei dem Boden und der Umwelt Nährstoffe, sterben irgendwann ab und werden dem Boden wieder in Form von Nährstoffen zugeführt. Dieser Prozess ist jedoch nur möglich, wenn in jeder Phase dieses Kreislaufes der passende Mitspieler vorhanden ist, der seinen Teil dazu beiträgt, um es auch zu einem Kreislauf werden zu lassen. Hierbei spielt der Boden eine entscheidende Rolle.  Das untere Bild „Soil Food Web“ von Dr. Elaine visualisiert diesen Kreislauf mitsamt seiner Mitspieler. 


"The Soil Food Web"

The Soil Food Web visualized
Soil Food Web

Draußen im Wald oder selbst im eigenen Blumenbeet im Garten ist es deutlich einfacher, dieses Konzept zum Erfolg zu führen, da die lokalen Einflüsse von Wind und Wetter, sowie der umliegenden Flora und Fauna ihren eigenen Teil dazu beitragen. 

Wenn wir jedoch die richtigen Vorbereitungen treffen und in dem ein oder anderen Prozess etwas nachhelfen, kann auch Indoor erfolgreich mit Living Soil angebaut werden. 

Wie du deinen Indoor Living Soil Grow umsetzt, erfährst du in einem meiner kommenden Artikel, andernfalls würde dieser den Rahmen sprengen. Dort werde ich auf einzelne Maßnahmen eingehen, die dir helfen können, deine Pflanzen noch gesünder und glücklicher zu machen. 


3. Living Soil Vor- und Nachteile

Nun wird sich der ein oder andere fragen, welche Vorteile das Anbauen in Living Soil bietet. 

Dieses geschlossene System, welches in der Lage ist, größtenteils für sich selbst zu sorgen, scheint aus mehreren Gründen für den Anbau attraktiv.

Vorteile


Qualität des Produktes:

Wenn richtig umgesetzt bietet eine gute Living Soil und ein leidenschaftlicher Gärtner deinen Pflanzen optimale Bedingungen. Die Pflanzen leben in einer naturnahen Umgebung und entwickeln sich gesund, robust und definiert in der Ausprägung der einzelnen Merkmale wie Form, Farbe und Geschmack. Hierbei erreichst du eine höhere Qualität auf einem ganz natürlichen Weg.

Ökonomischer Aspekt: Nicht von der Hand zu weisen sind die teilweise sehr hohen Kosten die bei einem Grow entstehen können wenn man die Sache wirklich ernst nimmt. Insbesondere wenn man sich dazu entscheidet in Medien wie Kokosfasern anzubauen, benötigt man eine Komplettausstattung an Equipment und Düngemitteln, die regelmäßig nachgekauft werden müssen. Die benutzten Medien müssen zudem meist nach dem Grow entsorgt werden, was den meisten Leuten Kopfschmerzen verursacht. Bei den allgemein schon eher hohen Anschaffungskosten im Indoorbereich zählt oft jeder Euro. Hier kann Living Soil eine deutlich nachhaltigere Lösung darstellen, die außerdem noch einfacher in der Handhabung ist, worauf ich im nächsten Punkt genauer eingehe. Denn Sie hingegen bietet die Möglichkeit der Wiederverwendung und schließt somit das Lästige entsorgen nach jedem einzelnen Grow aus, spart uns die ganzen synthetischen Düngemittel und.. eine Menge Nerven.


Handhabung / Benutzerfreundlichkeit:

Obwohl auch die Living Soil hin und wieder etwas Liebe in Form von Aufmerksamkeit und Vorbereitung bedarf, ist es doch nicht vergleichbar mit dem "Chemiker-Feeling", das man manchmal bekommt, wenn man verschiedenste synthetische Düngemittel in einer bestimmten Folge anrührt, in der Hoffnung keine ungewollte Reaktion auszulösen. Nur um am Ende zu merken, dass man doch mal etwas vergessen hat und die Pflanzen anschließend in den Seilen hängen. 

Die Living Soil hingegen verzeiht dank ihrer hervorragenden Pufferfähigkeit Fehler deutlich eher als es in einem Medium wie Kokosfasern oder Steinwolle üblicherweise der Fall ist. 

Des Weiteren ist die Zugabe von Düngern bei dem Anbau von Living Soil in der Regel nur nach Durchläufen nötig, sofern die Bodenproben einen Mangel im Boden feststellen. 

Die Zugabe erfolgt dann über die Zufuhr von vergleichsweise kostengünstigen, organischen und mineralischen Komponenten wie beispielsweise Wurmhumus, Gesteinsmehlen und weiteren, die dann von den Pilzen, Bakterien und Mikroorganismen im Boden verarbeitet und für die Pflanzen aufbereitet werden. Erst durch diese Aufbereitung werden die Nährstoffe den Pflanzen zugänglich gemacht, genau in den von der Pflanze benötigten Mengen. Dieser Prozess ist zwar deutlich langwieriger, jedoch ist eine Überdüngung in diesem Fall kaum möglich.  Da das Düngen mit synthetischen Düngern nicht notwendig ist, entfallen auch alle hiermit sonst verbundenen Aufgaben, die Zeit und Mühe kosten. 


Ökologischer Aspekt:

Der Verzicht von synthetischen Düngern hat auch ökologisch gesehen positive Nebeneffekte. Mittlerweile zeigen sich in vielen Teilen der Welt, in der aggressive Landwirtschaft in Kombination mit synthetischen Düngern betrieben wurde, bereits die Folgen. Die Böden sind ausgelaugt, können Nährstoffe und Wasser nur noch schwer halten und erodieren über Zeit. Aufgrund dessen werden die Nährstoffgaben weiter erhöht, was zu weiteren negativen Effekten führt- ein Teufelskreis. Gerade hier sind Konzepte wie Living Soil und Terra Preta oder nachhaltige Methoden im Allgemeinen besonders interessant, werden aber wohl noch einige Zeit brauchen, bis sie im großen Maße in der Landwirtschaft angewendet werden können. Zudem stellt es für die einzelnen Bauern/Landwirte eine große Umstellung dar, die sich ohne weitere Hilfe und Änderung der Rahmenbedingungen schwierig umsetzen lässt. 

Nachteile


Schädlingsbefall/Krankheiten: Eines der Argumente, die man wohl als erstes hört ist, dass man sich mit all diesen Komponenten und Inhaltsstoffe schnell Schädlinge mit ins Haus trägt. Dieser Punkt ist auch valide und teilweise nicht umgänglich, kann aber bei der richtigen Handhabung und den richtigen Hilfsmitteln wie Nützlingen gezielt unter Kontrolle gehalten werden. Kleine Helfer wie Nematoden oder einfache Gelbtafeln können schon schnell Abhilfe verschaffen. Gelingt es einem aber ein gutes Gleichgewicht in Anbetracht der Umgebungsfaktoren zu halten, und behält eine feste Arbeitsroutine, stellen auch Krankheiten wie der Mehltau keine größeren Herausforderungen dar als bei anderen Anbaumethoden. Tatsächlich könnte die These aufgeworfen werden, dass aufgrund der hohen Diversität im Boden und der Symbiose mit Pilzen und Mikroorganismen die Pflanzen robuster und gesünder sind als in einem vergleichsweise sterilen Anbau in reinen Kokosfasern, oder Steinwolle.

Umstellung:

Mit der Einführung neuer Anbaumethoden folgen auch Umstellungen fester Prozesse. 

Das bedeutet auch, dass man zu Beginn erst einmal etwas mehr Zeit investieren muss, um das Konzept an sich, sowie einzelne Schritte, besser zu verstehen, um in der Zukunft Fehler zu vermeiden. Hier bedarf es jedoch nicht viel Geldes und komplizierten Messgeräten, viel mehr wird der eigene Wissensdurst und die Leidenschaft für die eigenen Pflanzen gefordert. 

Fazit


Kurzum: Living Soil bietet eine attraktive Anbaualternative an, die stark im Trend liegt.   Bereits seit mehreren Jahren in den USA (wohl zurecht) gehyped, wird sie nun auch immer mehr in unseren Breitengraden wahrgenommen. Man bekommt auf natürlichem Weg ein besseres Gespür für seine eigenen Pflanzen und versteht die einzelnen Prozesse genauer, die zum Endergebnis führen. Hinzu kommt die hervorragende Qualität des Produktes, die auf nachhaltigeren Wegen zu neuen Erfolgserlebnissen führen kann.  Ich finde es außerdem wichtig, dass solche Konzepte immer wieder aufgegriffen und ausprobiert werden, denn Sie sensibilisieren ein Stück weit die Leser und auch die Gärtner im Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein.    Living Soil bietet, wie oben aufgelistet, einige Vorteile gegenüber anderen Anbaumethoden:  Der Anbau kann (mit den richtigen Routinen/Vorbereitungen) spürbar entspannter erfolgen und es können zugleich die Kosten gesenkt werden. Das gepaart mit der Aussicht auf gesunde Pflanzen und leckere Früchte dürfte Motivation genug sein, dich tiefer mit dem Konzept auseinandersetzen zu wollen oder das erste Mal Living Soil selbst auszuprobieren.  



Comments


bottom of page