In dem heutigen Artikel geht es um die Nutzfläche eines Indoor-CSCs. Um genauer zu sein, stelle ich euch einen Weg vor, wie ihr den Flächenbedarf eures CSCs ermitteln könnt. Schon mal vorweg: Es ist kein Hexenwerk. Um den Flächenbedarf eines CSCs zu ermitteln, werden natürlich ein paar Daten benötigt. Bei der Berechnung werde ich mich an Mittelwerten orientieren, um es nicht zu verkomplizieren. Die Auswahl der einzelnen Werte wird im Verlauf der Berechnung verständlich erläutert. Wir werden uns Schritt für Schritt durchtasten, um am Ende eine akzeptable Rechnung erstellt zu haben, die uns zumindest einen kleinen Überblick über den Platzbedarf eines CSC's geben kann. Inhalte: 1. Berechnungsgrundlagen
10. Übersicht der benötigten Flächen Nehmen wir an, du hast einen Club bereits in Gründung und möchtest dir ausrechnen, wie viel Fläche du für den Blüteraum benötigst. Als Grundlage für die Berechnung solltest du vorher folgende Daten erfassen:
Wie viele Mitglieder plant der Club nach der ersten Ernte zu haben?
Wie viel wird ein Mitglied im Durchschnitt pro Monat abnehmen?
Wie hoch ist der durchschnittliche Ertrag pro m²?
Aktueller Konsens im Austausch mit mehreren Clubgründern deutschlandweit ist, dass man im Durchschnitt mit ca. 20-25 Gramm pro Mitglied/pro Monat rechnet. Sicherlich wird es Clubs geben, die deutlich darunter liegen, aber auch welche, die deutlich darüber liegen werden. Um einen möglichst genauen Wert zu ermitteln, müsste innerhalb der Clubgemeinschaft eine Umfrage gemacht werden. Der Einfachheit halber werde ich für die Beispielrechnung mit einer durchschnittlichen Abnahme von 25g/Mitglied pro Monat und einer Auslastung von 100% (500 Mitgliedern) durchführen. Anschließend kann so notfalls auch auf 400, 300, 200, 100 etc. Mitglieder heruntergebrochen werden.
Des Weiteren sollte für die Berechnung ein Durchschnittswert für den Ertrag pro Quadratmeter vorhanden sein. Da die herrschenden Anbaubedingungen sowie die Genetik den Ertrag maßgeblich beeinflussen, ist eine präzise, pauschale Aussage nicht einfach zu treffen und hängt stark von der Expertise des einzelnen Growers/Teams ab. Generell liegen gute Indoor-Erträge zwischen 300 und 500 Gramm pro Quadratmeter ohne CO2-Supplementierung. Für meine Berechnung werde ich mich an einem realistischen Mittelwert von 400 Gramm pro Quadratmeter orientieren. Wenn CO2 supplementiert wird und die nötige Expertise sowie Ausrüstung vorhanden ist, ist natürlich auch problemlos mehr als 500 g/m² zu schaffen.
Es ist vermutlich selbsterklärend, dass in der praktischen Umsetzung alles nach Plan laufen sollte, damit die errechnete Ernte auch eintrifft. Kontaminationen, Strom-/Geräteausfälle oder Fehler beim Anbau können sich natürlich negativ auf die erwirtschaftete Erntemenge auswirken.
Sind die grundlegenden Fragen geklärt, können wir uns den Gerätschaften zuwenden, die für einen erfolgreichen Indoor-Grow unerlässlich sind und die Fläche eines CSCs maßgeblich mitbestimmen: die Leuchtmittel. Unterschiedliche Leuchtmittel in unterschiedlichen Ausprägungen und Effizienzklassen können einem unerfahrenen Grower die Berechnung schwer machen. Effiziente Leuchtmittel mit großer Leistungsaufnahme können mehr Fläche beleuchten als vergleichsweise ineffiziente Leuchtmittel mit geringerer Leistungsaufnahme. Wie kann ich also herausfinden, wie viele Lichter ich benötige, um den Flächenbedarf zu ermitteln?
Dafür sollte man zunächst geklärt haben, wie viel Licht benötigt wird, um die ca. 400 Gramm pro Quadratmeter realisieren zu können.
Kommen wir also zu den ersten Begrifflichkeiten, die weitere Erklärungen benötigen. Im Bezug auf Leuchtmittel sind insbesondere zwei Begriffe essenziell für unsere Berechnungen. PPFD (Photosynthetic Photon Flux Density; Deutsch = Photosynthetische Photonenflussdichte) sowie DLI (Daily Light Integral; Deutsch = Tägliches Lichtintegral)
"Der PPFD Wert gibt an, wie viele Lichtteilchen mit Wellenlängen von 400nm - 700 nm (photosynthetisch verwertbares Licht) von einer Lichtquelle über einer Fläche von einem Quadratmeter pro Sekunde abgegeben werden." - https://cre.science/wissen/pflanzenbeleuchtung-in-zahlen/
Cannabispflanzen können nur das Licht in den oben genannten Wellenlängen für das Wachstum nutzen, daher ist der PPFD-Wert essenziell, um festzustellen, wie viel nutzbares Licht tatsächlich pro Quadratmeter für die Pflanze zur Verfügung steht.
Der DLI gibt einfach ausgedrückt die Lichtmenge an, die die Pflanze an einem Tag erhält. Du kannst es dir wie bei einer Regentonne vorstellen:
Der PPFD-Wert stellt die einzelnen Tropfen dar, und der DLI-Wert ist eine tägliche Messung der Anzahl an Photonen, die von der Anbaufläche erhalten wurde und für die Photosynthese verwendet werden können. Cannabis ist eine der wenigen Pflanzen, die selbst bei Werten über 950 bis 1200 PPFD in der Blüte bei optimalen Bedingungen gedeihen können. Dies entspräche bei einer täglichen Beleuchtung von 12 Stunden einem DLI von 41 bis 51.
Um eine gute Qualität sowie ausreichende Menge sicherzustellen, sollte deine Anlage während der Blüte in der Lage sein, Werte von mindestens 800 PPFD auf deinem Pflanzendach aufrechtzuerhalten - bei einer Beleuchtung von 12 Stunden entspräche dies einem DLI von etwa 35. Solltest du unter diesem Durchschnittswert liegen, wird es sehr schwierig sein, das vorgesetzte Ziel von 400 Gramm/m² bei ausreichender Qualität zu erreichen. Die möglichen Spitzen, die deine Pflanzen vertragen, sind selbstverständlich stark abhängig von der Genetik sowie den Umgebungsfaktoren und können unter idealen Bedingungen auch durchaus höher als 800 PPFD liegen.
Bei der Supplementierung von CO2 können auch Werte über 1200 aufrechterhalten werden.
Nun weißt du, dass das Ziel deiner Anlage ist, flächendeckend im Blüteraum mindestens 800 PPFD während der Beleuchtungszeit über deinem Pflanzendach zu erreichen, damit überhaupt eine Ernte von 400 Gramm/m² erreicht werden kann - umgerechneter DLI Wert bei 12h Beleuchtung = 35.
Solltest du dich in dem Bereich vorher noch nicht selbst informiert haben, ergibt die ein oder andere bereitgestellte Herstellerinformation der einzelnen Leuchtmittel eventuell nun mehr Sinn für dich. Informierst du dich über eine Growlampe, wirst du spätestens in den Produktinformationen auf die oben erklärten Begriffe wie PPFD oder DLI stoßen.
Gehen wir nun etwas weiter ins Detail anhand eines Beispiels.
Es gibt, wie erwähnt, viele verschiedene Leuchtmittel mit unterschiedlichsten Anwendungsmöglichkeiten. Da LEDs mittlerweile mit Abstand am effizientesten laufen, werde ich mich auch an diesem Leuchtmittel bei der Berechnung orientieren. Auch hier gibt es unzählige Lösungen, sowohl für kleine Grower als auch für große Gewächshäuser In Form von Zusatzbeleuchtungen. Zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Artikels ist eines der effizientesten Leuchtmittel auf dem Markt, welches frei erhältlich ist die Spider Farmer G8600 mit einem Verbrauch von 867 Watt.
Solltest du in die Beschreibungen schauen, wirst du sogenannte Lightmaps vorfinden, die bereits vom Hersteller genaue PPFD-Werte für bestimmte Flächen angeben.
Eine Lightmap von der Spider Farmer gemessen auf 1,50 m x 1,50 m schaut wie folgt aus:
*https://migrolight.com/blogs/grow-light-reviews/the-best-value-grow-light-for-a-5-x-5-grow-tent-2023
Im Bild kannst du die durchschnittlichen PPFD-Werte sehen, die in jeder Position aufgezeichnet wurden. Der Abstand zur Lampe beträgt bei jeder Messung 30 cm. Wie du erkennen kannst, liegt der durchschnittliche PPFD bei 989 µmol/m²/s. Theoretisch lässt die Lampe demnach noch etwas Spielraum; insbesondere durch das Aneinanderreihen mit benachbarten Lampen fließt noch zusätzliches Licht in die äußeren Messbereiche. Um es nicht zu kompliziert zu gestalten, gehen wir in unserem Beispiel von einer beleuchtbaren Fläche von 1,60 m x 1,60 m bei leicht erhöhter Aufhängung aus, um ein Minimum von 800 PPFD flächendeckend gewährleisten zu können.
Nun haben wir eine Lampe ausgesucht und müssen nur noch berechnen, wie viele Lampen benötigt werden. In unserem Beispiel haben wir gesagt, dass der Club 500 Mitglieder besitzt, die jeweils 25 g/Monat abnehmen werden. Das bedeutet, dass jeden Monat mindestens 12,5 kg getrocknetes Cannabis zur Verfügung stehen müssen, um die hungrigen Mäuler zu sättigen. Wichtig hierbei zu beachten ist, wie viel Zeit zwischen jedem einzelnen Durchlauf benötigt wird, bis die nächste Ernte verfügbar ist. Es gibt auch Methoden wie "Perpetual Harvesting", die regelmäßige Ernten in kurzen Zeitabständen ermöglichen. Der Einfachheit halber orientiere ich mich jedoch an der klassischen Methode.
Die einfache, jedoch falsche Rechnung wäre demnach, seine Fläche nun zu berechnen, um 12,5 kg Cannabis ernten zu können. Da die Blütezeit für Cannabis jedoch mindestens 8, aber auch bis zu 12 Wochen betragen kann, würden wir hier schnell in Bedrängnis geraten, da nach der ersten Ernte alle Clubmitglieder bereits nach dem ersten Monat leer ausgehen würden. Um das zu verhindern, sollte ausreichend geplant werden. Hierzu sollte die gesamte Zeit in Betracht gezogen werden, die vom Blütestart bis zum fertigen Produkt benötigt wird. Rechnen wir mit 9 Wochen Blütedauer und anschließend 2 Wochen Trocknung und gehen davon aus, dass das Produkt direkt in der anschließenden Woche abgegeben werden kann, kommen insgesamt 12 Wochen zustande. So lange dauert es, bis aus der kleinen vorgezogenen Pflanze ein Endprodukt wird, welches von Mitgliedern konsumiert werden kann. Nun wird schnell ersichtlich, dass demnach mehr Fläche beansprucht werden muss, als eventuell angenommen. Um alle Mitglieder zu versorgen, muss demnach bei jeder Ernte mindestens 37,5 kg getrocknete Blüten produziert werden, um die anschließenden 3 Monate auch überbrücken zu können. Also wissen wir nun, wie viel Gras produziert werden muss, um den Bedarf aller Mitglieder zu decken. Kombinieren wir nun folgende Daten, können wir die benötigte Fläche wie folgt errechnen: 37,5kg : 400Gr./m² = 93,75m² Fläche Die gesamte Menge, die benötigt wird, teilen wir durch den durchschnittlichen Ernteertrag, den wir pro m² erwarten. Somit ergibt sich die reine, beleuchtete Nutzfläche, die pro Durchlauf benötigt wird, um 37,5 kg getrocknetes Cannabis zu produzieren. Hinzu kommen Laufwege, die benötigt werden, um an den Pflanzen zu arbeiten, sie zu transportieren, usw. Ich habe in meiner Rechnung 15,25 m² Laufwege/Platz zusätzlich berücksichtigt und komme somit auf eine Fläche von mindestens 109 m² für den Blüteraum.
Wie viel Laufwege/Platz benötigt wird ist stark von der Anlage eines CSC's und der Planung/Aufteilung abhängig. Die benötigte Mindestmenge an Fläche für die Beleuchtung hingegen bleibt immer gleich - es sei denn, die Bedingungen werden noch weiter verbessert, sodass der durchschnittliche Ertrag pro m² erhöht werden kann.
Wie viele Lichter du für diese 93,75m² Fläche brauchst, errechnest du dir wie folgt: In unserem Beispiel deckt das Licht eine Fläche von 1.60m x 1.60m, oder 2.56m² ab. Demnach teilen wir die Fläche, die pro Licht abgedeckt wird, durch die von uns zuvor errechnete benötigte Fläche: 93,75m² : 2,56m² (1.60m x 1.60m) = 36,62. Demnach bräuchtest du 37 x die Spider Farmer G8600 um die Blütefläche aus dem Beispiel ausreichend zu beleuchten.
Wollen wir herausfinden, wie viel Platz für einen Vegetationsraum zur Verfügung stehen muss, fällt die Rechnung etwas komplizierter und vor allem individueller aus. Die Aufzucht von Stecklingen ist bereits auf kleinster Fläche möglich, da die Pflanzen in diesem Stadium vergleichsweise wenig Platz benötigen. Dies ermöglicht außerdem die Verteilung auf mehrere Stockwerke, beispielsweise wie in einem Regal. Auf diese Art und Weise können mehrere hundert Stecklinge pro Etage auf demselben Footprint gehalten und gezogen werden.
Außerdem richtet sich der Vegetationsraum maßgeblich nach den individuellen Anbaumethoden der einzelnen CSC's. Um mal einen Vergleich zu schaffen: Ein CSC entscheidet sich für den Anbau im Sea of Green und stellt bis zu 32 Pflanzen auf 1 m², um die Wachstumsphase so kurz wie möglich zu halten. Ein weiterer CSC hingegen entscheidet sich dafür, in der Blüte 4 Pflanzen auf 1 m² unterzubringen und gibt diesen Pflanzen dafür länger Zeit in der Wachstumsphase.
In beiden Fällen fällt der Platzbedarf für den Vegetationsraum und dessen Ausgestaltung anders aus.
Für unsere Musterrechnung gehen wir mal von einem System mit 12 Regalen aus, die jeweils bis zu 90 Stecklinge unterbringen können. Diese könnten mehrstöckig auf bereits ca. 10 m² untergebracht werden. Zusätzlich wird bei Bedarf Platz für die weitere Vorzucht der Stecklinge, ein Anzuchtbereich benötigt, welcher in der Lage ist, Nachschub für die nächste Ernte bereitzustellen. Hierfür sind mindestens weitere 20 m² nötig. Hinzu kommen Mutterpflanzen, die verhältnismäßig viel Platz einnehmen. Hierfür sollten mindestens 15 m² eingeplant werden. Des Weiteren müssen Platz für Geräte, Laufwege etc. auch hier eingeplant werden. Summa summarum können demnach für den Vegetationsraum mit Stecklings- und Vorzuchtbereich, Laufwege und Gerätschaften mindestens weitere 45 m² eingeplant werden.
Je nachdem, wie viele Mutterpflanzen/Genetiken ein CSC bereithalten oder sogar züchten möchte, kann hier theoretisch der Platzbedarf endlos weiter erhöht werden.
Wir gehen in unserer Rechnung mal von einem Minimum aus, um alles am Laufen zu halten und auch ein wenig Varietät anbieten zu können.
Zusätzlich zu dem Blüteraum und dem Vegetationsraum kommen Räume, die für die Fermentierung und Trocknung sowie für die Ernte mitsamt Trimming & Verpacken sowie der anschließenden Lagerung zuständig sind.
Für das Trimmen bei der Ernte und die Vorbereitung für das Trocknen werden etwa 15 m² benötigt. Zusätzlich sollte ein Raum für das Verpacken der Waren mit etwa 15 m² eingeplant werden. Für die Lagerung sollten je nach Deckenhöhe weitere 15 m² eingeplant werden, was insgesamt in etwa 45 m² darstellt. Demnach wäre die Rechnung wie folgt: 109m² Blütefläche + 40m² Vegetationsraum + 50m² Restliche Räume (Ernte, Trocknung, Verpackung) inklusive Laufwege = 199m²
Daraus resultiert, dass ein CSC mit 500 Mitgliedern bei einer monatlichen Abnahme von jeweils 25 Gramm mindestens 199 m² Platz zur Verfügung haben sollte, um genug Ernte produzieren und verarbeiten zu können. Hierbei ist zu beachten, dass die benötigte Fläche stark von der Fähigkeit des einzelnen Growers/Teams und dessen Equipment abhängig sein kann. Bei einem erfahrenen Team und einer geschlossenen Anlage mit CO2-Supplementierung kann die benötigte Fläche zusätzlich spürbar reduziert werden oder auf gleicher Fläche mehr geerntet werden. Übersicht der Räumlichkeiten:
Blüteraum | 109m² |
Vegetationsraum | 45m² |
Ernte / Trimmen | 15m² |
Verpacken | 15m² |
Lagerung | 15m² |
Gesamtfläche inkl. Laufwege ca. | 199m² |
Generell ist festzuhalten, dass die individuelle Ausgestaltung und die verfügbaren Mittel, sowie die vorhandene Expertise ausschlaggebend für die benötigte Fläche sein wird.
Als grobe Richtlinie dürfte oben genannte Rechnung jedoch gut dienen.
Zur individuellen Ausgestaltung und einzelnen Anbaumethoden, sowie den benötigten Kosten werde ich in naher Zukunft noch weitere Artikel schreiben. Wenn dich das Thema interessiert, oder du wichtige Informationen für dich gewinnen konntest, würde ich mich über ein Like freuen.
Vielen dank für's Lesen und grüne Grüße,
Kim Immanuel Krämer
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